Tinnitus Retraining-Therapie
Göppingen
Dr. med. Michael P. Jaumann
Arzt für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten
Stimm- und Sprechstörungen
Umweltmedizin
Marktstr. 25
73033 Göppingen
Tel 07161 70011
Fax 07161 14776
Internet:
www.dr-jaumann.de
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Dipl.Psych. Bernd Ochs-Thurner
Psychotherapeut,
Psychoanalytiker
Kirchplatz 8
73089 Rechberghausen
Tel 07161 53732
Fax 07161 12021
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Gudrun Reisser
Physiotherapeutin
Schillerplatz 8
73033 Göppingen
Tel 07161 79295
Fax 07161 79195
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Ohrgeräusche
Seit dem Altertum sind immer wieder Berichte
über Menschen erfolgt, die ein Summen, Klingeln oder Zischen
oder auch andere Geräusche in ihren Ohren wahrnahmen. Jeder 4.
von uns hat schon irgendwann einmal Ohrgeräusche wahrgenommen.
Diese Geräusche werden von den Ärzten Tinnitus (lateinisch
tinnare = klingen) genannt.
Es muß davon ausgegangen werden, daß ca.
800.000 bis 1 Million Menschen in Deutschland an Tinnitus leiden.
Die Intensität kann sehr unterschiedlich sein. Die Ursachen sind
chronische Lärmbelastungen mit Schädigungen der Sinneszellen im
Innenohr, Erkrankungen wie Hörsturz, Durchblutungsstörungen, ein
akutes Lärmtrauma durch Explosion oder Knall mit Schädigung des
Innenohrs oder auch andere Erkrankungen, die mit
Beeinträchtigungen des Stoffwechsels der Hörschnecke und damit
der Sinneszellen einhergehen. Wichtig für alle Betroffene ist,
daß Tinnitus eine gutartige Funktionsstörung ist.
Von zunehmender Bedeutung scheinen auch
umweltbedingte Belastungen mit Organochlorverbindungen wie
Hexachlorbenzol, PCBs und Schwermetallen zu sein. Unsere teils
ungesunde Ernährung mit vielfach industriell hergestellten
Nahrungsmitteln kann z.B. einen Magnesiummangel verursachen
(Magnesium ist für eine normale Funktion der Haarzellen im
Innenohr besonders wichtig.). Richard Hallam, ein englischer
Wissenschaftler, der sich sehr viel mit Forschungen zum Thema
Tinnitus befaßt hat und ein gutes Buch darüber geschrieben hat,
faßte zusammen:
"Allgemein betrachtet ist Tinnitus ein
Problem von beträchtlichen sozialen Auswirkungen und ein
relevanter Grund für persönliches Leid. Tinnitus ist unter
Personen mittlerer und älterer Jahrgänge anzutreffen. Wenn diese
Menschen obendrein noch schlecht hören, kann das ein doppeltes
Handikap sein. Hörminderung bedeutet in solchen Fällen, daß die
Maskierwirkung durch Umweltgeräusche gemindert und die Wirkung
der Ohrgeräusche betont wird. Tinnitus kann auch die
Auswirkungen einer Hörminderung noch verstärken, falls er sich
gerade dann störend einschaltet, wenn der Betroffene versucht,
sich auf ein Gespräch zu konzentrieren."
Ursache von Ohrgeräuschen
Wenn’s im Ohr summt und brummt, muß es nicht
unbedingt ein subjektiv empfundenes Ohrgeräusch bzw. Tinnitus
sein. Manches dieser Ohrgeräusche ist objektivierbar. Hinter
lästigem Rauschen kann ein Ohrschmalzpfropf ebenso stecken, wie
z.B. ein pulsierender Gefäßtumor des Mittelohres oder eine
eingeengte Halsschlagader (A. carotis). Außerdem können
verschiedenste Störungen der Strömungseigenschaften des Blutes
Geräusche und Lärm im Ohr verursachen.
Andere Ursachen können rhythmisch zuckende
Gaumenmuskeln sein, wie auch Verkrampfungen der kleinen Muskeln
im Mittelohr (M. stapedius, M. tensor tympani). Diese äußern
sich dann ebenfalls als knackende, allerdings nicht
pulssynchrone Geräusche.
Zur Untersuchung und Diagnostik ist deshalb
die eingehende HNO-ärztliche und audiologische Untersuchung
seitens des HNO-Arztes von besonderer Wichtigkeit. Nur der
HNO-Arzt kennt detailliert die anatomischen, physiologischen und
neuroimmunologischen Funktionen des akustischen Systems bis hin
zur Wahrnehmung des Höreindrucks in der Hirnrinde.
Mögliche Ursachen von Ohrgeräuschen
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Hörsturz
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akutes Lärmtrauma
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chronische Lärmbelastung mit Schwerhörigkeit
-
Innenohrschwerhörigkeit (idiopathisch)
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andere Innenohrerkrankungen (z.B. M. Menière)
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chronische Mittelohrentzündungen
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Medikamente
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immunogene Innenohrschwerhörigkeiten
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Kreislauferkrankungen
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Stoffwechselerkrankungen
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Erkrankungen des zentralen Nervensystems
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Ohrgeräusche durch Gefäßerkrankungen
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muskuläre Verspannungen der Halswirbelsäule, Kopfgelenke
oder Kiefermuskulatur
-
Medikamente
Bei der Entstehung eines Tinnitus spielen
häufig Streß und psychische Belastungssituationen eine wichtige
Rolle, die - wenn sie über lange Zeit bestehen - über das
vegetative Nervensystem die psychophysische Befindlichkeit
beeinflussen und z.B. auch einen Hörsturz auslösen können.
Anatomische Grundlagen:
Im Innenohr wird der mechanisch
weitergeleitete Schall mittels komplizierter
elektrophysikalischer und elektrochemischer Vorgänge von den
Sinneszellen in elektrische Signale umgewandelt. Diese
Haarzellen geben Nervenimpulse ab, die gesammelt über den
Hörnerven ins Gehirn weitergeleitet werden. Der Hörnerv leitet
nicht nur Hörimpulse, sondern auch die Impulse aus dem
Gleichgewichtsorgan, welche sich neben der Hörschnecke im
Innenohr befindet, zum Gehirn weiter. Im Gehirn selbst gibt es
verschiedene Hörzentren, welche die elektrophysiologisch
kodierten Signale umwandeln und uns die akustische Wahrnehmung
der Umwelt ermöglichen.
Alle anatomischen Strukturen des akustischen
Systems können in unterschiedlicher Weise zu Hörstörungen und
auch zu Ohrgeräuschen beitragen. Insbesondere die
Übertragungsstellen an denen mechanische Impulse in elektrische
oder in chemische Informationen umgewandelt werden, sind als
besonders kritisch hinsichtlich einer Tinnitusentstehung
anzusehen. Diese Schaltzellen (Synapsen) verbinden die Nerven
miteinander und ermöglichen die Weiterleitung der Impulse.
Kompliziert wird das ganze durch
entwicklungsgeschichtliche, anatomische und physiologische
Verbindungen zu anderen Strukturen von Kopf und Hals wie
verschiedensten Muskeln, der Halswirbelsäule, den Nebenhöhlen
und/oder den Kiefergelenken.
Die aus dem Innenohr kommenden Nervenimpulse
werden bei ihrer Weiterleitung zur Hörrinde, die für die
Hörwahrnehmung verantwortlich ist, mit Gehirnregionen
verschaltet, die für seelisches Erleben und die Verarbeitung
emotionaler Reaktionen verantwortlich sind. Die vom Innenohr
umgewandelten Signale werden dabei durch unbewußte Reaktionen
verändert und gefiltert. Nur ca. 30% der umgebenden Geräusche
werden so schließlich bewußt wahrgenommen.
Therapie von Ohrgeräuschen
Bei akutem Tinnitus gibt es verschiedene
Therapiemöglichkeiten, insbesondere mit Infusionen zur Förderung
der Innenohrdurchblutung. Zur Behandlung des chronischen
Tinnitus hat sich in den letzten Jahren zunehmend ein neues
Therapieverfahren, die Tinnitus-Retraining-Therapie (TRT) in der
ambulanten Behandlung solcher teils schwerer Erkrankungen
bewährt.
Diese neue Therapiemethode basiert auf der
Vorstellung, daß diese lästigen Ohrgeräusche auch durch eine
Störung in der Verarbeitung akustischer Signale im zentralen
Hörsystem verursacht werden. Das z.B. durch eine Schädigung im
Innenohr entstehende Geräusch wird durch eine darauf aufbauende
Störung der natürlichen Filterwirkung des Systems der zentralen
Hörverarbeitung nicht herausgefiltert und unterdrückt. Darum
versuchen die Ärzte und Therapeuten, das Hörsystem gegenüber den
Ohrgeräuschen unempfindlicher zu machen und es auf den
Normalzustand “zurückzutrainieren" (Retraining). Der Patient
soll lernen, den Tinnitus aus seinem Bewußtsein loszulassen.
Deshalb ist eine umfassende Information des
Patienten über Ziel und Zweck der Behandlung notwendig. Die
Vermittlung der Grundlagen dieser Therapiestrategie ist
Voraussetzung für den Erfolg der Behandlung. Hierzu gehört auch
eine Auseinandersetzung mit dem seelischen Erleben und möglichen
psychischen Folgeerkrankungen des Tinnitus, um negative
Kreisläufe zu unterbrechen. Wenn psychosoziale
Belastungssituationen für die Verursachung oder für die
Aufrechterhaltung der Störung der Hörverarbeitung
mitverantwortlich sind, sollen diese in psychotherapeutischen
Beratungen geklärt und verringert werden. Durch die
Beschäftigung mit Konfliktsituationen im Privat- und Berufsleben
des Patienten können z.B. neue Möglichkeiten erarbeitet werden,
die inneren Spannungen zu lockern und mit den Ohrgeräuschen
besser umzugehen.
Psychosomatische Störungen, die durch den
Tinnitus ausgelöst oder verstärkt werden, müssen bei Bedarf
ebenfalls behandelt werden.
Das Erlernen von Entspannungstechniken mit
dem Physiotherapeuten sollen die mit den Ohrgeräuschen
verbundenen Streßreaktionen der Patienten abschwächen. Dadurch
werden negative Regelkreise gelockert, Schlaf- und
Konzentrationsstörungen gelindert. Der Betroffene muß für äußere
Höreindrücke sensibilisiert und die gedankliche und emotionale
Ausrichtung des Patienten auf das Ohrgeräusch durchbrochen
werden.
Neben der HNO- ärztlichen Behandlung sind in
diesem integrierten Therapieansatz also
psychologisch-psychotherapeutische Diagnostik und Beratung sowie
manualtherapeutische Behandlung und übende Verfahren zur
Entspannung und zur Veränderung der Hörwahrnehmung wichtig.
Geräte-Versorgung:
Spezielle Geräte (Noiser, Masker) produzieren
ein sogenanntes “weißes Rauschen“ und werden hinter oder im Ohr
getragen. Dieses weiße Rauschen ist ein Geräusch, das alle für
das menschliche Ohr wahrnehmbaren Frequenzen enthält und
hierdurch das ganze Spektrum des menschlichen Hörsystems
stimuliert. Diese sogenannte “Geräusch-Therapie“ ist meist über
zwei Jahre notwendig. Das Gerät wird ca. 6 Stunden täglich
getragen und seine Lautstärke so eingestellt, daß der Tinnitus
nicht verdeckt und der Patient dennoch seine Aufmerksamkeit auf
das “weiße Rauschen“ konzentrieren kann. Es kann ein geeignetes
Hilfsmittel bei der Retraining- Therapie sein, ist jedoch nur
bei einem kleineren Anteil der Tinnituts Erkrankten
erforderlich. |